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Lass dich fallen

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Lass Dich fallen.
Lerne Schlangen zu beobachten.
Pflanze unmögliche Gärten.
Lade jemand Gefährlichen zum Tee ein.
Mache kleine Zeichen, die „ja“ sagen
und verteile sie überall in Deinem Haus.

Werde ein Freund von Freiheit und Unsicherheit.
Freue Dich auf Träume.
Weine bei Kinofilmen,
schaukle so hoch Du kannst mit einer Schaukel bei Mondlicht.

Pflege verschiedene Stimmungen,
verweigere Dich, verantwortlich zu sein – tu es aus Liebe!
Mache eine Menge Nickerchen.
Gib Geld weiter. Mach es jetzt. Das Geld wird folgen.
Glaube an Zauberei, lache eine Menge.
Bade im Mondschein.

Träume wilde, phantasievolle Träume.
Zeichne auf die Wände.
Lies jeden Tag.
Stell Dir vor, Du wärst verzaubert.
Kichere mit Kindern. Höre alten Leuten zu.
öffne Dich. Tauche ein. Sei frei. Preise Dich selbst.

Lass die Angst fallen, spiele mit allem.
Unterhalte das Kind in Dir. Du bist unschuldig.
Baue eine Burg aus Decken. Werde nass. Umarme Bäume.
Schreibe Liebesbriefe.

(Joseph Beuys)

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Ab wann ist man Christ?

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Viele Menschen glauben nicht an einen persönlichen Gott, der sie behütet oder bestraft. Sie können aber etwas Unsichtbares annehmen, das ihnen bei einer Geburt oder in der Natur begegnet. Etwas, auf das sie keinen Einfluss haben, das aber hinter oder in allem wohnt.

Christen sagen: Dieses „Unsichtbare“ hat sich Menschen gezeigt. Es hat auch gesagt, wie es heißt. Zum Beispiel erzählen sich Christen von einem Wüstenbusch, der brennt und nicht verbrennt. In diesem Flammenbusch hat es gesagt, wie es heißt: „Ich bin da“. Das ist auch nicht so richtig konkret. Aber es hatte offenbar eine Stimme. Es hat auch noch mehr gesagt: „Ich führe euch.“ Zum Beispiel heraus aus einem Leben, wo man nichts zu sagen hat hinein in ein Leben, in dem man mitreden darf.

Die sowas hörten, haben vor ca 4000 Jahren gelebt. Sie wohnten etwa da, wo heute Israel ist. In diese Menge von Leuten (das jüdische Volk) ist dann später Jesus Christus hineingeboren worden. Der hat das Unsichtbare „Vater“ genannt, sogar „seinen“ Vater. Das haben ihm die religiösen Führer übel genommen, und der Rest ist bekannt.

So weit so gut.

Es kann sein, dass man sich als spirituell neugieriger Mensch ähnlich wie diese Leute damals entwickelt: Erst ist diese andere unsichtbare Gegenwart überall und hat keinen Namen. Später fasst sie dich vielleicht an und sagt: Hier bin ich. Zum Beispiel, wenn du jemanden triffst, der dich liebt. Oder wenn du dein eigenes frisch geborenes Kind im Arm hältst. Oder irgendwo auf dem Bahnhof. Oder in einer Gottesgeschichte aus der Bibel. Manchmal spürt man diese andere Gegenwart wie ein DU. Man kann z.B. am Meer stehen und hören, wie es spricht. Kann sein, dass es sagt: „Ich bin immer schon da – und du nur heute. Aus mir kommst du.“ Oder sowas. Manche nennen das Gott.

Damit nun nicht immer alle rätseln, wie dies Andere aussieht und wo es wohnt, hat Jesus gesagt: „Wenn ihr mich seht, seht ihr Gott. Wenn ihr seht, wie ich mit Menschen umgehe, seht ihr Gott. Und wenn ihr seht, wie ich mit leide an dem, was falsch läuft, dann seht ihr Gott, wie er mit leidet. Und wenn ich gestorben bin, seht ihr mich nicht mehr. Aber ihr könnt mich nun immer in Menschen entdecken, die auch Schmerzen haben. Oder die ihr Leben lieben und sich nicht zufrieden geben mit schlechten Versprechungen. Oder die kämpfen, wenn Leute keine Arbeit kriegen. In denen lebe ich und in allen anderen auch. Z.B. in deiner Aldi- Kassiererin. Und in dir.“

Damit hat Jesus auch gesagt: „Gott hat ein Gesicht, nämlich zunächst meins. Und wenn Ihr das merkt und glaubt, dann seid ihr meine Geschwister. Und da Geschwister sich ähneln, kann man Gott auf meinem und auf Eurem Gesicht sehen.“

Man kann also glauben, dass das Unsichtbare überall ist und sagt ‚Ich bin da‘. Man muss nicht glauben, dass Gott einen Bart hat und am Lenkrad sitzt, denn so einen Gott gibts wahrscheinlich gar nicht. Und man kann gleichzeitig glauben, dass Gott in Jesus Christus zu sehen war und jetzt auch in allen Menschen. Wer das glaubt, ist Christ.

Nur: damit ist man noch ein bißchen für sich allein – so eine Art Single-Christ. Damit man merkt, dass man (christliche) Geschwister hat, sucht man sie am besten. Dann kann man sie kennenlernen. Das geht überall – am leichtesten in der Kirche. Da findet man welche. Will man sie noch näher kennenlernen, spricht man mit ihnen. Tut man das länger, dann merkt man Ähnlichkeiten und Unterschiede wie bei den eigenen Geschwistern auch. Und man gehört immer mehr dazu, je länger man miteinander redet.

Wer in diese Familie ganz rein will, lässt sich dann irgendwann taufen. Da sagt man: Ja, ich gehör zu diesen Christen, die vom ‚Ich-Bin-Da‘ abstammen und Jesus als Bruder haben. Viele Eltern entscheiden das für ihre Kleinen, so wie sie die Schule wählen und den Wohnort. Dann sind die Kinder kleine Christenmenschen. Aber was das bedeutet, das müssen sie später selber rausfinden, z.B. im Konfirmanden-Unterricht. Andere Eltern lassen es ihre Kinder selbst entscheiden. In der Taufe und später immer wieder sagt dann das Unsichtbare zu dir: „Du bist mein liebes Kind, an dir habe ich meine Freude.“. Das hat es auch zu Jesus gesagt, als der sich hat taufen lassen. Das heißt, man wird Christ durch eine äußere Entscheidung und durch eine innere. Dann hat man Christengeschwister. Viele und weltweit.

Thomas Hirsch-Hüffel

 

Bild: Colin, Flickr Creative Commons License, Ausschnitt

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Konservativ revolutionär

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“Wir erziehen im Grunde immer für eine aus den Fugen geratene und geratende Welt. (…) Weil die Welt von Sterblichen gemacht ist, nutzt sie ab; und weil sie ihre Bewohner dauernd wechselt, ist sie in Gefahr, so sterblich zu werden wie ihre Bewohner. (….) Unsere Hoffnung hängt immer an dem Neuen, das jede Generation bringt; aber gerade weil wir nur hierauf unsere Hoffnung setzen können, verderben wir alles, wenn wir versuchen, das Neue so in die Hand zu bekommen, daß wir, die Alten, bestimmen können, wie es aussehen wird. Gerade um des Neuen und Revolutionären willen in jedem Kinde muss Erziehung konservativ sein; dies Neue muss sie bewahren und als Neues in eine alte Welt einführen, die, wie revolutionär sie sich auch gebärden mag, doch im Sinne der nächsten Generation immer schon überaltert ist und nahe dem Verderben.” Hannah Arendt

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Kinderrechte

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„Die Tragik des modernen Kindes ist: Es übt und übt, es geht zur Nachhilfe, aber es wird nicht besser. Der ganze Förderbetrieb beruht auf der Annahme: Je mehr Input, desto mehr Output. Ein Kind aber, dem man mehr und mehr zu essen gibt, wird nicht größer. Es wird bloß dick. Und es wird mit dem Gefühl groß: Mit mir ist was nicht in Ordnung. Irgendwann, wenn das Kind dick genug ist, stimmt dieser Eindruck sogar.“Janusz Korczak

 

Janusz Korczak dagegen fordert an dieser Stelle

1) das Recht des Kindes auf seinen eigenen Tod
2) das Recht des Kindes auf den heutigen Tag
3) das Recht des Kindes auf Misserfolg