Alle Artikel mit dem Schlagwort ‘Kirche

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Leben. Liebe. Kirche.

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Die letzte Woche habe ich an zwei sehr unterschiedlichen Orten verbracht. Mit unterschiedlich vielen Menschen. Und unterschiedlichem Komfort. Zum einen auf einem Festivalgelände in der Nähe von Cuxhaven. Zum anderen im katholischen bischöflichen Priesterseminar zu Hildesheim.

Spontan aufm #deichbrand #traumwetter #deichbrand2017

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Deichbrand

Schon vorher hatte ich damit geliebäugelt, da ich an meinem letzten Urlaubswochenende noch nicht viele Pläne gemacht hatte. Dann hatten Bekannte von mir auf einmal eine Karte fürs Deichbrand-Festival übrig und der vom Ticket Zurückgetretene wollte noch nicht einmal einen Cent dafür haben. Tja, da hab ich deutlich kürzer überlegt als die UEFA-Verantwortlichen gestern Abend für die Absage des EM-Viertelfinals und bin spontan mitgefahren. Jeder, der einmal dort oder an anderen vergleichbaren Orten war, weiß: Festivals sind Orte voller Leben, voller Liebe und voller Alkohol. Aber eben vor allem voller Leben. Auch Orte, an denen man sich einmal nicht gesellschaftskonform, kundenfreundlich, den Erwartungen entsprechend oder obrigkeitshörig verhalten muss. Irgendwie entrückte Orte. Eine andere Welt.

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Kirche als soziales Netzwerk

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Überall wird zurzeit von Netzwerken gesprochen. Der Begriff ist als Schlüsselkategorie gesellschaftlicher Analyse allgegenwärtig. Er suggeriert Flexibilität, Modernität und Innovationskraft. Wenn man im Hinblick auf die Organisation und Institution Kirche von einem Netzwerk sprechen möchte, steht man damit unmittelbar im Verdacht, längst bekannte Strukturen und Kommunikationsmöglichkeiten lediglich neu etikettieren zu wollen. Dabei muss man allerdings beachten, dass auch „Institution“ und „Organisation“ soziologische Begriffskategorien sind, die Kirche immer nur unter bestimmten Aspekten in den Blick nehmen.

Im Kontext Kirche wird der Netzwerkbegriff sehr unterschiedlich verwendet: Manchmal einfach als unbestimmte Metapher z.B. in Anknüpfung an das biblische Bild vom Netz (Joh 21). Dann aber auch im Anschluss an soziologische Netzwerktheorien oder in Analogie zu Neurowissenschaften, dem Internet oder anderen netzwerkartigen Phänomenen. Der Begriff bietet ein vergleichsweise einfaches Bild, denn schließlich besteht ein Netzwerk lediglich aus Knoten und Verbindungen. Dies führt dazu, dass er ausgesprochen anschlussfähig ist, zugleich aber auch in der Gefahr steht, als Modewort unscharf zu werden. Trotzdem könnte er geeignet sein, das komplexe Gebilde Kirche zu versinnbildlichen.

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Von einer bedeutungslos werdenden Volkskirche zur „Kirche mit anderen“

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Ein weitverbreitetes und beliebtes Deutungsmuster zur steigenden Bedeutungslosigkeit der Volkskirchen in unserem Land funktioniert ungefähr so:

„Immer weniger Menschen kommen in die Kirchen. Der Grund dafür ist allerdings nicht, dass das Volk nicht spirituell interessiert wäre. Ganz im Gegenteil: Wir leben in der Zeit des Post-Säkularismus. Die Menschen tragen einen ganzen Bauchladen voller spiritueller Fragen und Sehnsüchte mit sich herum. Nur sind ausgerechnet die Kirchen der letzte Ort, an dem sie diese Fragen stellen, da sie dort keine Antworten mehr erwarten.“

Weitverbreitet ist dieses Deutungsmuster interessanterweise gerade innerhalb der kirchlichen Landschaft. Und zwar vermutlich deshalb, weil es in einer Zeit, die stattdessen auch depressiv machen könnte, einen gerade noch erträglichen Mix aus angeblich realistischer Gegenwartsanalyse bei immerhin noch vorhandener Zukunftsperspektive bietet: Zwar hat die Kirche bisher an den Leuten vorbeigeredet, weil sie Antworten auf Fragen gegeben kann, die so gar nicht gestellt worden waren. Aber nun, da dieses Problem erkannt ist, hat sie die Möglichkeit, sich als ehemaliger Monopolist auf dem Feld der Sinnsuche den heute aktuellen spirituellen Fragen der Menschen zuzuwenden und ihre Deutungshoheit im Hinblick auf die wirklich wichtigen Themen des Lebens zurückzugewinnen.

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Ich schlaf an deiner Krippen hier

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Einmal im Jahr übernachte ich mit unseren Konfirmanden in unserer Kirche. Ja, richtig: Nicht im Gemeindehaus, sondern tatsächlich in der Kirche. Die Jungs schlafen im Altarraum unten neben der aufgebauten Krippe unterm Weihnachtsraum, die Mädels oben auf der Empore neben der Orgel. Warum ich das mache, werde ich regelmäßig gefragt.

Ich kann es nicht quantitativ oder qualitativ belegen, aber mein Eindruck ist Folgender: Das Verhältnis der Jugendlichen zu unserem Kirchraum ist nach der Übernachtung ein anderer als vor der Übernachtung. Ich tue mich anschließend als Konfirmand leichter damit, den Altarraum beim Abendmahl zu betreten, wenn ich genau dort vor dem Altar schon einmal mit meiner Luftmatratze gelegen habe. Ich bewege mich selbstverständlicher zum Lesepult, wenn ich genau an der Stelle im Schein der aufgebauten Krippe schon einmal eingeschlafen und wieder aufgewacht bin.

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Con:Fusion 2014

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Die vergangenen Tage habe ich in einer Gemeinschaft von etwa 40 Menschen südlich von Kassel am Mosenberg verbracht. Organisiert wurde dieses Treffen vom Netzwerk Emergent Deutschland, dem ich mich seit einigen Jahren verbunden fühle. Aus meiner Sicht war es ein sehr gelungenes Format. Ich stelle allerdings auch fest, dass es gar nicht so einfach ist, anderen in wenigen Worten zu beschreiben, worum es ging. Die gängigen Begriffe für Veranstaltungen außerhalb der Arbeitszeit wie „Tagung“, „Seminar“, „Urlaub“, „Fortbildung“ oder „Konferenz“ treffen es alle irgendwie nicht richtig.

Vielleicht haben wir so etwas wie eine „Kurzzeit-Kommunität“ gelebt. Mit einem gemeinsamen geistlichen Rhythmus – Walter und Peter hatten die Stundengebete aus Iona mitgebracht und ins Deutsche übertragen. Mit gemeinsamer Essensvorbereitung, gutem Essen und Trinken. Mit einem gemeinsamen Leben auf engem Raum und wenig Privatsphäre (4-Bett-Zimmer, 2 Bäder auf dem Flur). Mit kleineren Konflikten. Mit Menschen, die einem schon auf den ersten Blick sympathisch sind und solchen, für die sich ein zweiter Blick lohnt. Eine beengte Unterkunft also. Ein ungünstiger Termin. Noch nicht einmal als Fortbildung für mich zu verbuchen. Und trotzdem sehr gelungen.

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Ein ganz normales Wochenende

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„Eigentlich ein ganz normales Wochenende.“ dachte ich gestern, als Annette und ich traditionell nach dem Zu-Bett-Bringen der Kinder und noch vor dem Tatort kurz die zurückliegenden Tage reflektierten und die kommende Woche in den Blick nahmen. Ein ganz normales Wochenende. Mit verschiedenen Aktivitäten inklusive zwei Gottesdiensten. „Bist du kaputt?“ „Ja, schon müde. Aber nicht ausgelaugt“, dachte ich.

Und dann wurde mir bewusst, dass das Wochenende alles andere als normal war. Und das sich die Dinge verändern. In unserer Gemeinde. In meiner Rolle als Pastor. In meinem Leben. Zwei Dinge wurden mir bewusst, für die ich dankbar bin.