Heute war ich zum ersten Mal im „Bundesamt für Migration und Flüchtlinge“. Konkret: In seiner Außenstelle in Bramsche. Diese Erfahrung und die Geschichte von Lamaj (deren Name ich geändert habe) möchte ich gerne mit euch teilen. Und gleichzeitig noch meine Gedanken und Empfindungen zu diesem Tag etwas sortieren.
Lamaj hat mich gebeten, sie als sog. „Beistand“ zu begleiten. Ihre Geschichte ist ungefähr die Folgende: Im Libanon in einer vergleichsweise weltoffenen Familie aufgewachsen, kommt sie nach dem Tod ihrer Eltern zu einem anderen Teil der Familie, wird dort zu einem streng muslimischem Leben als Frau gezwungen und widersetzt sich diesem wiederholt. Sie verschwindet, ihre Familie findet sie und holt sie zurück. Dies führt zu dauernden Konflikten und auch zu Gewalt ihr gegenüber mit Schlägen bis zur Bewusstlosigkeit und einem Krankenhausaufenthalt. Als sie ankündigt, Christin werden zu wollen, wird ihr mit dem Tod gedroht. Eine Anzeige bei der Polizei wird nach Auftauchen des tätlich gewordenen Familienmitglieds vor ihren Augen zerrissen – er hat Beziehungen und Geld. Sie dagegen hat einen Job bei einer NGO. Sie ist nicht mittellos, aber sie kann es im Libanon nicht mehr aushalten und fürchtet um ihr Leben. Während eines Urlaubs in Frankreich entscheidet sie spontan, nie wieder zurückzukehren und beginnt ganz allein und nun doch mittellos ein neues Leben als Flüchtling, nachdem sie noch kurz zuvor indirekt für selbige gearbeitet hatte.