Alle Artikel des Monats: November 2014

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Gold / Wunden

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Sebastian Schmid tut etwas ganz Wunderbares:

Ich habe begonnen, die Wunden der Stadt (Risse, Löcher, Brüche) mit 22,5 Karat Blattgold zu überziehen. Und ich habe nicht gefragt, ob ich das darf. Weil ich glaube, dass Gold nicht allein den Altären und Banken vorbehalten sein darf. Und weil ich glaube, dass nicht alle Wunden heilbar sind.

Aber dort, wo die Wunden nicht geheilt werden können, dort ist Gott der Welt näher als in allen Altären zusammen. Und dort, wo die kaputte Welt nicht repariert werden kann, dort nützt auch das Gold aller Banken nichts.

Das Gold ändert nichts. Es stabilisiert nicht. Es schützt nicht. Es repariert nicht.

Das Gold ändert alles. Es heiligt.Sebastian Schmid

 

(Viele weitere Bilder und andere Aktionen von Sebastian Schmid findest du hier)

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Von unMonastery zu CON:FUSION – Kommunen, aber mit Internet

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Theresia Enzensberger von den Krautreportern berichtet von einem spannenden Projekt in Matera, Süditalien. Dort haben sich Künstler, Programmierer und Aktivisten zusammengefunden, um Großes zu denken und zu planen: „Eine Gruppe von Leuten verwaltet und bewohnt ein leerstehendes Gebäude und arbeitet gleichzeitig an Projekten, die dem Wohl der Gemeinde dienen sollen – mit nichts als Code, gutem Willen und ihren eigenen Fähigkeiten.“

UnMonastery heißt das Projekt. Schon der Name weist auf das Erbe hin, auf dem die Gemeinschaft aufbaut – das Kloster. Ähnlich wie in monastischen Gemeinschaften entsteht ein Raum zum Leben und Arbeiten, in dem vieles möglich ist. Dabei ist der lokale und soziale Bezug zum direkten Umfeld im Unterschied z.B. zu Hackerspaces entscheidend wichtig. Die unMonastery sei „eine Kommune, aber mit Internet“, so der interne Witz. Transparenz, Zugänglichkeit und Dokumentation sind unhinterfragbare Werte. Die Geschichte der Bewegung wird in einem „Book of Mistakes“ als WIKI laufend festgehalten – ein sehr selbstkritischer Ansatz, der die Fallstricke, die vergleichbare Lebens- und Arbeitsgemeinschaften im Laufe der Geschichte erlebt haben, ernst nimmt.

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Eine bewegende Begegnung

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Heute nachmittag durfte ich Guvara aus Syrien kennenlernen. Eigentlich heißt er anders, aber im Netz nennt er sich so, um sich und seine Familie, die nach wie vor in Syrien lebt, zu schützen. Deshalb tue ich es auch. Diese Begegnung hat mich auf eine Weise bewegt wie wenige andere.

So sehr, dass ich gerade im Gottesdienst zum Buß- und Bettag meine vorbereitete Predigt nach der Hälfte zur Seite gelegt habe und von seiner Geschichte erzählt habe. Es war das erste Mal in meinem Leben, dass ich selbst auf der Kanzel innerlich so bewegt war, dass ich gar nicht mehr weiterkam und selbst nur unter Tränen zum „Amen“ gelangt bin. Ich möchte euch auch gerne von ihm erzählen:

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Ein ganz normales Wochenende

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„Eigentlich ein ganz normales Wochenende.“ dachte ich gestern, als Annette und ich traditionell nach dem Zu-Bett-Bringen der Kinder und noch vor dem Tatort kurz die zurückliegenden Tage reflektierten und die kommende Woche in den Blick nahmen. Ein ganz normales Wochenende. Mit verschiedenen Aktivitäten inklusive zwei Gottesdiensten. „Bist du kaputt?“ „Ja, schon müde. Aber nicht ausgelaugt“, dachte ich.

Und dann wurde mir bewusst, dass das Wochenende alles andere als normal war. Und das sich die Dinge verändern. In unserer Gemeinde. In meiner Rolle als Pastor. In meinem Leben. Zwei Dinge wurden mir bewusst, für die ich dankbar bin.

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Schreiben

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Im letzten Jahr zog es eine Teamerin aus unserer Gemeinde ins Ausland. Beim Abschied habe ich sie gefragt, ob sie sich wünscht, dass wir den Kontakt aufrecht erhalten. Oder ob sie lieber ganz ohne Kontakt einfach an dem Ort sein möchte, an dem sie dann ist. Sie antwortete, dass sie Lust hätte, auf Facebook, Whattsapp u.ä. zu verzichten und stattdessen Briefe zu schreiben.

Ich war einigermaßen überrascht. Aber auch gespannt, ob das funktionieren würde. Und tatsächlich: Nach ein paar Monaten kam der erste Brief. Ein toller Moment. Zwischen all der Werbung und den Rechnungen: Ein echter Brief. Handgeschrieben. Um überhaupt antworten zu können, musste ich selbst zunächst einmal los. Briefpapier kaufen. Denn so etwas besaß ich gar nicht mehr. Drei oder vier Briefe haben wir uns in dem Jahr hin und her geschickt. In meinem Letzten habe ich dann etwas wehmütig geschrieben: „Es ist fast schade, dass du wieder kommst. Denn jetzt hört das Briefe-Schreiben wieder auf.“

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Wiedersehen

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Am Wochenende war ich auf dem Weg nach Hannover. Die Autobahn war dicht. Ich musste auf eine Bundesstraße ausweichen. Auf der Bundesstraße war auch kein Vorwärtskommen. Ich bog ab auf eine Landstraße. Auch da standen alle.

So kam ich (sehr langsam) auch zufällig durch den Ort Haste, in dem ich meine Jugendzeit verbracht habe. Und weil ich inzwischen ziemlich Hunger hatte, hielt ich vor der Bäckerei, in der ich damals immer Brot gekauft hatte. „Quarkmehrkornbrot“ erinnerte ich mich in dem Moment, in dem ich mit einem merkwürdigen Gefühls-Mix aus verklärten Erinnerungen die drei Treppenstufen hoch in den Laden nahm. Das haben wir damals immer gegessen.