Alle Artikel des Monats: Oktober 2014

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Sonntagskinder

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Den besten Einfall, so wird erzählt, hatte der liebe Gott, als er ei­gentlich schon längst fertig war. „Lass uns den Sonntag machen“, sagte er zu sich selbst, „der fehlt der Welt noch!“ „Was ist der Sonntag?“, frag­te der Mensch, denn der bekommt bekanntlich ge­nau all das mit, was nicht für seine Ohren bestimmt ist. „Kann man das essen, kann man damit etwas herstellen, ist er irgendwie nützlich? Oder we­nigstens schön anzusehen?“ „Nun ja“, sagte der liebe Gott, „nicht di­rekt. Aber warte nur ab!“ Und er setzte sich in seinen Sessel, be­trachtete die Welt und genoss. Schöpfung in ihrer großartigsten Form!

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Gedanken zu Krokodilen, der Leichtigkeit des Seins und Jesus

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Annette erzählte gestern, dass auf einer Sitzung in der Schule (einmal mehr) Thema gewesen sei, wie Eltern beigebracht werden kann, nicht an ungünstigen und gefährlichen Stellen ihre Kinder aus dem Auto zu lassen. Diskutiert wurden vor allem zahlreiche Sanktionsmaßnahmen gegen die uneinsichtigen Eltern. Annette hat dann den (wie ich finde sehr hilfreichen) Vorschlag eingebracht, das Problem nicht mit immer mehr Verbissenheit, sondern mit Humor und Leichtigkeit aufzunehmen und gemeinsam mit den Kindern z.B. eine Geschichte von Krokodilen zu erfinden, die an bestimmten Stellen ihr gefährliches Unwesen treiben.

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Konservativ revolutionär

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“Wir erziehen im Grunde immer für eine aus den Fugen geratene und geratende Welt. (…) Weil die Welt von Sterblichen gemacht ist, nutzt sie ab; und weil sie ihre Bewohner dauernd wechselt, ist sie in Gefahr, so sterblich zu werden wie ihre Bewohner. (….) Unsere Hoffnung hängt immer an dem Neuen, das jede Generation bringt; aber gerade weil wir nur hierauf unsere Hoffnung setzen können, verderben wir alles, wenn wir versuchen, das Neue so in die Hand zu bekommen, daß wir, die Alten, bestimmen können, wie es aussehen wird. Gerade um des Neuen und Revolutionären willen in jedem Kinde muss Erziehung konservativ sein; dies Neue muss sie bewahren und als Neues in eine alte Welt einführen, die, wie revolutionär sie sich auch gebärden mag, doch im Sinne der nächsten Generation immer schon überaltert ist und nahe dem Verderben.” Hannah Arendt

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Zur Sprache

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Heute hat mich eine kleine Begebenheit bewegt.

Wir haben Gottesdienst gefeiert. Mit einer Förderschule für Kinder mit Behinderungen. Zum Thema „Segen“. Rappelvolle Kirche. Liebevolle Atmosphäre. Einige der Kinder gestalten den Gottesdienst mit. Für das Fürbittengebet haben sie sich Bitten überlegt, die sie am Lesepult stehend mit uns beten.

Zur letzten Bitte tritt ein Junge ans Pult, der zum Sprechen ansetzt. Aber er kommt nicht über die erste Silbe hinaus. Dann verschlägt es ihm die Sprache. Immer und immer wieder versucht er es, aber es will nicht gelingen. Man spürt, wie die ganze Gottesdienstgemeinde mit ihm mitfühlt und sich in diesem Augenblick nichts mehr wünscht, als dass es ihm gelingen möge, seine Worte zu sagen. Der Lehrer, der neben ihm steht, flüstert ihm diese Worte noch einmal zu. Aber das hilft ihm nicht. Er weiß die Worte ja, aber ihm fehlt die Stimme. Er sucht mit seinen Augen nach Hilfe.

Und dann tritt der Lehrer direkt neben ihn. Und legt ihm seine Hand auf die Schulter. Ein kurzer vertrauensvoller Blick zwischen den beiden. Und dann versucht der Junge es noch einmal. Und die Worte fließen. Und die ganze Gemeinde bricht noch vor dem „Amen“ in tosenden Applaus aus.

Da konnte ich mir die Predigt über den Segen dann getrost sparen.

[Bild: Marta Diarra, Flickr Creative Commons]

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Flashback

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Gestern habe ich einen ganz obskuren Flashback in die 80er Jahre erlebt:

Es klingelt. Ich öffne die Haustür. Ein Mann in Kordhose. Kariertes Hemd. Große Brille. Sehr große Brille. Er sei Blitzschutz-Vertreter. Er zeigt mir einen vergilbten Ordner mit schreibmaschinegeschriebenen Seiten, die beweisen sollen, dass unsere Kirche von ihm gewartet wird. Als ich mich nicht unmittelbar auf einen Vertragsabschluss einlasse, wirkt er gar nicht enttäuscht, sondern bietet mir sehr freundlich an, seine Kontaktdaten dazulassen. Ich denke noch: Jetzt gibt er mir bestimmt gleich eine Karte mit vierstelliger Postleitzahl. So kommt es dann auch. Er verabschiedet sich und steigt in seinen 126er Mercedes-Benz, der ein paar Häuser weiter geparkt ist. Als ich einige Zeit später auf dem Fahrrad zum nächsten Termin dort vorbei komme, sitzt er dort immer noch tief versunken im gepolsterten Fahrersitz.

Habe heute morgen sicherheitshalber noch mal nachgeschaut. Aber da war er weg.

[Bild: Paul Gorbould, Flickr Creative Commons]

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Voller Fragen

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Annette: „Du musst mich nachts eigentlich nicht immer rufen, wenn du aufwachst!“
Maleen: „Ich kann ja auch nichts dafür. Ich wache auf und dann bin ich voller Fragen!“