Alle Artikel des Monats: Januar 2015

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Das erste Wort

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In dieser Woche bin ich für einige Tage im Kloster Wülfinghausen gewesen. Sabbattage für Diakone und Pastoren. „Schweigen“ stand auf dem Programm. Manch einer wird (zu Recht) sagen, dass es nicht die allerschlechteste Option ist, wenn über 20 Pastoren auf einem Fleck hocken, dass dann am besten einfach alle mal den Mund halten.

Natürlich ging es aber nicht nur ums Mund-Halten, sondern darum, durch das Schweigen zu sich selbst und zu Gott zu finden. Und da hat dieser wunderbare Ort und die wunderbaren Menschen dort sehr zu beigetragen. Vieles von dem, was mir dort in der Stille begegnet ist, gehört nicht hierher. Aber ein paar kleine Texte und Gedanken vielleicht schon. Zunächst einmal eine Beobachtung zum Ende des Schweigens und eine Frage, die bleibt:

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Das Licht des neuen Jahres

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Gestern Abend haben wir einmal etwas gewagt. Ermutigt von einer ähnlichen Erfahrung bei Con:Fusion hatte ich unter Freunden und Bekannten gefragt, wer Lust zu einem literarisch-musikalischen Abend in unserer Küche hätte. Die Idee: Jede, die mag, bringt etwas mit – etwas selbst Geschriebenes, etwas Entdecktes, einen Klassiker, etwas Komponiertes. Der rote Faden des Abends war „(Neu-)Anfänge“.

Ich fand es klasse. Wir haben Klassiker wie Brecht und Hesse gehört, aber auch Lieder, die selbst getextet und zum Teil zum ersten Mal gesungen wurden. Interessant fand ich, dass wir ausgehend von manchen zeitlosen oder ganz zeitbezogenen Stücken immer wieder schnell in Gesprächen waren über das, was uns momentan sehr bewegt – gesellschaftlich, aber auch spirituell. Ein wenig zufällig war es so, dass wir zusammen am Tisch saßen mit Leuten, die jüdische, christliche oder buddhistische Wurzeln hatten. Mit einem der gestern zum ersten Mal gehörten Lieder im Kopf bin ich heute aufgewacht.

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Eingereiht

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Da steht er in der Schlange. In einer Reihe mit den Zuhältern und den Abzockern. Er hat sich eingereiht am Ufer des Flusses und wartet, bis er dran ist. Er steht da zwischen Menschen, die den Fehler zuerst bei sich suchen. Und sich ändern wollen. Noch einmal neu anfangen.

Zumindest heute tun sie das. Weil sie ahnen, dass Neuanfänge flüchtig sein können. Wenn sie denn nur im eigenen Herzen stattfinden. Und keiner etwas mitbekommt. Morgen kann die Welt schon wieder ganz anders aussehen. Was ich heute in aller Klarheit über mich selbst gesehen habe, kommt mir morgen vielleicht schon vor wie eine kitschige religiöse Idee. Worüber ich mich heute erschrocken habe, ist vielleicht morgen gar nicht mehr so dramatisch. Andere sind ja auch nicht besser als ich. Vielleicht mach ich einfach doch so weiter wie bisher …

Aber heute ist heute. Und heute wollen die, die da in der Reihe stehen, dieses äußere Zeichen. Dieses Zeichen, das den Neuanfang spüren lässt. Dieses öffentliche Zeichen. Das den Neuanfang sichtbar macht.

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Ich schlaf an deiner Krippen hier

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Einmal im Jahr übernachte ich mit unseren Konfirmanden in unserer Kirche. Ja, richtig: Nicht im Gemeindehaus, sondern tatsächlich in der Kirche. Die Jungs schlafen im Altarraum unten neben der aufgebauten Krippe unterm Weihnachtsraum, die Mädels oben auf der Empore neben der Orgel. Warum ich das mache, werde ich regelmäßig gefragt.

Ich kann es nicht quantitativ oder qualitativ belegen, aber mein Eindruck ist Folgender: Das Verhältnis der Jugendlichen zu unserem Kirchraum ist nach der Übernachtung ein anderer als vor der Übernachtung. Ich tue mich anschließend als Konfirmand leichter damit, den Altarraum beim Abendmahl zu betreten, wenn ich genau dort vor dem Altar schon einmal mit meiner Luftmatratze gelegen habe. Ich bewege mich selbstverständlicher zum Lesepult, wenn ich genau an der Stelle im Schein der aufgebauten Krippe schon einmal eingeschlafen und wieder aufgewacht bin.