Alle Artikel des Monats: November 2022

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Kirche und Antisemitismus (Teil 4 – Das Mittelalter)

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Die Nazis haben sich im Dritten Reich nicht alles selber ausgedacht. Es ist erstaunlich, wie viele Maßnahmen gegen Jüd:innen sie aus kirchlichen Synoden und Konzilen einfach per copy&paste übernehmen konnten. Eine kleine Zusammenschau des Schreckens aus Alter Kirche und Mittelalter:

Die Synode von Elvira (4. Jh) verbietet sowohl die Ehe und den Geschlechtsverkehr zwischen Christen und Juden als auch die Tatsache, dass beide gemeinsam Speisen einnehmen dürfen. 200 Jahre später wird Juden verboten, öffentliche Ämter zu bekleiden (Synode von Clermont), christliche Mägde oder Knechte zu haben und sich während der Karwoche auf der Straße zu zeigen (3. Synode von Orleans). 692 wird Christen verboten, jüdische Ärzte zu Rate zu ziehen (Trullanische Synode) und nach der Synode von Narbonne im Jahr 1050 ist es Christen nicht erlaubt, bei Juden zu wohnen. Das 4. Laterankonzil (1215) verpflichtet Juden zum Tragen eines gelben Zeichens an ihrer Kleidung. In Wien wird 50 Jahre später Christen die Teilnahme an jüdischen Feiertagen verboten und Juden umgekehrt, mit Christen über ihren Glauben zu sprechen. Die Synode von Breslau ordnet im selben Jahr an, dass Juden nur in Judenvierteln wohnen dürfen. Und schließlich verbietet das Konzil von Basel 1434 Juden den Erwerb von akademischen Graden.

In der deutschen Gesetzgebung zwischen 1933 und 1941 finden sich exakt diese Verbote und Anordnung wieder. Schon vor den Nationalsozialisten hatten diese sich allerdings die Christen ausgedacht.

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Kirche und Antisemitismus (Teil 5 – Martin Luther) 

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Der Reformator bekommt einen eigenen Beitrag. Nicht weil er der einzige Antisemit seiner Zeit gewesen wäre, aber aufgrund seiner großen Bedeutung (nicht nur) für uns Deutsche und der Schwere seiner antisemitischen Auslassungen.

Zuerst muss allerdings gesagt werden, dass es verschiedene Phasen in Luthers Verhältnis zum Judentum gibt. Der Luther in seinen letzten Jahren ist der Schlimmste. Aber auch in seinen erträglicheren Ausführungen möchte er immer noch aus allen Juden am liebsten Christen machen. Warum radikalisiert sich am Ende seine Position noch zusehends? Die meisten Forscher:innen glauben, dass Luther einfach enttäuscht war. Er hatte auf Missionserfolge unter Jüd:innen gehofft, die auch die Wahrheit der Reformation gegenüber der Papstkirche ans Licht bringen sollten. Es kam anders und so schrieb Luther im Januar 1543 die Schrift „Von den Juden und ihren Lügen“. Darin fordert er sieben Dinge: