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Das terrestrische Manifest (2)

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Weltbezogen und mit Bodenhaftung, offen gegenüber einer Vielzahl an Alternativen und zugleich respektvoll für Grund und Boden – wie kann das aussehen? Gesucht ist eine neue Bezugsgröße, die beides verbindet. Der Glaube an die Globalisierung ist gescheitert, ein vollständiger Rückzug aufs Lokale verbietet sich.

Aus Sicht mancher Globalisierungsbefürworter sind alle anderen (auch diejenigen, die die Folgen der Globalisierung kritisch sehen) hinterwäldlerische Provinzialisten, reaktionäre Nationalisten oder antimodernistische Zu-Kurz-Gekommene. Diese Zuschreibung ist aber nicht nur einseitig verurteilend, sondern wird selbst auf einer Landkarte mit dem einzigen Vektor „Modernisierung“ der Wirklichkeit nicht gerecht. Dies zeigt schon die zunehmend schwierige Zuordnung der Kategorien „links“ und „rechts“ im politischen Spektrum. Während sich die „Linke“ in ökonomischen Frage beispielsweise eher am Lokalen orientiert und im Hinblick auf die Befreiung der Sitten eher zum Globalen tendiert, ist dies bei der „Rechten“ genau umgekehrt. Die aufs Lokale Bezogenen sind also nicht automatisch reaktionär – oder aber sie sind aus guten Gründen insofern reaktionär, als dass sie sich u.a. gegen das freie Spiel der Kräfte des Marktes zur Wehr setzen.

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Das terrestrische Manifest (1)

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In den vergangenen Tagen habe ich mich mit dem kleinen Büchlein „Das terrestrische Manifest“ von Bruno Latour beschäftigt. Es ist ein schmales Buch, aber es hat es in sich. Zeitgleich mit einigen anderen habe ich es deshalb gelesen, weil es uns auch als Grundlage für das Con:Fusion 2019 dient, wo wir uns einige Tage mit dem Thema „Zeichen der Zeit. Prophetie, Spiritualität und das globale Schlamassel“ befassen wollen (hier ein Link zu einem Rückblick von mir auf dieselbe Veranstaltung vor fünf Jahren für diejenigen, die interessiert, was es damit auf sich hat).

In den folgenden Beiträgen möchte ich für mich und Euch zentrale Ideen dieses Buches einmal aufschreiben. Mir hilft es hoffentlich beim eigenen Verstehen und für Euch ist es ja vielleicht auch interessant. Dazu habe ich versucht, ein paar eigene Grafiken anzufertigen, um die neue Landkarte unserer Welt, die Latour mit Worten zeichnet, besser nachvollziehen zu können.

Der Essay ist nicht weniger als der Versuch, drei oft beschriebene Phänomene direkt aufeinander zu beziehen: Den Prozess der Globalisierung, die Explosion der weltweiten Ungleichheiten und den Klimawandel bzw. die Leugnung desselben. Das an sich ist schon ein ambitioniertes Vorhaben. Auch wenn die Frage des Klimawandels sich für Latour als die entscheidende Frage unserer Zeit herauskristallisieren wird, beginnen wir mit einem Blick auf die Globalisierung.

Während sich in der Vergangenheit mit diesem Schlagwort die Hoffnung auf Fortschrittlichkeit, Modernisierung und geteiltem Wohlstand verband, hat sich der Klang dieses Begriffs zunehmend zum Negativen verändert. Eigentlich beschreibt er zwei Phänomene, die laut Latour unterschieden werden sollten. Er nennt sie daher „Plus-Globalisierung“ und „Minus-Globalisierung“.