Der Klassiker: Kleiner Junge beim Friseur und keinerlei Ambitionen, sich die Haare schneiden zu lassen. Schon während die große Schwester an der Reihe ist, deutet sich das nachfolgende Drama an.

Als seine Zeit gekommen ist, wechseln sich Phasen des lauthalsen Geschreis mit Fluchtversuchen aus dem Laden und kurzen Momenten, in denen sich eine Kooperation anzudeuten scheint, die dann aber doch jeweils aus verschiedenen Gründen nicht zustande kommt. Von Vorteil (für den Jungen) auch, dass der Friseursalon eine Runde bietet, so dass die ihn verfolgende Mutter jeweils nur auf einige Meter an ihn rankommt, bevor beide die Richtung wechseln. Versprechungen von ihrer Seite („Du bekommst zu Hause ein neues Spielzeug!“), nützen genauso wenig wie Drohungen („Ich gehe jetzt mit deiner Schwester ein Eis essen und du bleibst hier!“).

Von dieser letztgenannten Perspektive wenig begeistert schaltet sich nun auch die haarschneidende Belegschaft ins Geschehen ein und greift ganz tief in die psychologische Trickkiste: „Wenn du dir nicht die Haare schneiden lässt, dann siehst du bald aus wie ein Mädchen!“ Auch dieses Horror-Szenario zeigt aber keine Wirkung.

Nach einer gefühlten Ewigkeit dann der Durchbruch. Zum letzten Mittel greifend stößt die schweißgebadete Mutter mit einem Ton der Verzweiflung aus: „Wenn du jetzt mitmachst, dann fahren wir zusammen gleich in die Waschstraße.“ Mit einem Blick, der sagt: „Warum nicht gleich so?“, sitzt der Knabe augenblicklich auf seinem Stuhl.

(Bild: Andreas, Flickr Creative Commons, Ausschnitt)