Annette erzählte gestern, dass auf einer Sitzung in der Schule (einmal mehr) Thema gewesen sei, wie Eltern beigebracht werden kann, nicht an ungünstigen und gefährlichen Stellen ihre Kinder aus dem Auto zu lassen. Diskutiert wurden vor allem zahlreiche Sanktionsmaßnahmen gegen die uneinsichtigen Eltern. Annette hat dann den (wie ich finde sehr hilfreichen) Vorschlag eingebracht, das Problem nicht mit immer mehr Verbissenheit, sondern mit Humor und Leichtigkeit aufzunehmen und gemeinsam mit den Kindern z.B. eine Geschichte von Krokodilen zu erfinden, die an bestimmten Stellen ihr gefährliches Unwesen treiben.
Uns beide hat das an eine andere gelungene Problemlösung erinnert: In unserem Kurz&Klein-Gottesdienst kam es immer wieder vor, dass sich Besucherinnen und Besucher in die letzten Bänke der Kirche setzten, obwohl das (insbesondere) bei diesem Gottesdienstformat nun völlig sinnfrei ist, weil sich das ganze Geschehen im Altarraum abspielt. Wie nun die Leute ermutigen, nach vorne zu kommen? Bis hin zu rot-weiß-gestreiftem Absperrband wurden verschiedene Vorschläge diskutiert. Schließlich hatten wir eine lustige Idee: Wir entwarfen Schilder mit den Aufschriften „Bank kaputt“; „Frisch gestrichen“, „Nur für VIPs“, „Reserviert für den Pastor“ und ähnliche, die nun in allen hinteren Bankreihen ausliegen. Resultat: Keiner sitzt mehr dort und alle müssen erstmal lachen, wenn sie in die Kirche kommen.
Was wir als Christen der Welt schenken könnten: Etwas Leichtigkeit, ein neuer Blickwinkel, Humor.
Mir kommt es so vor, als könnte das überhaupt etwas sein, was u.a. wir als Christen der Welt zu schenken haben: Etwas Leichtigkeit, ein neuer Blickwinkel, Humor. Und auch die Kirchen sind nicht dazu da, um über die Moral anderer zu urteilen und bei Fehlverhalten zu sanktionieren. Sondern um von dem zu erzählen, der uns in ein befreites Leben führt.Movie Rings (2017)
So wird ja auch in den biblischen Berichten von Jesus berichtet. Er verurteilt nicht, er wertet Menschen nicht ab, er ist nicht der Hüter des Gesetzes und der bürgerlichen Moral. Sondern er erzählt mit viel Phantasie und Humor Geschichten von einer neuen Welt Gottes, die eine Alternative darstellt zu einer Welt der Verbissenheit und gesetzlichen Verbohrtheit.
In dieser (Kirchen-)Jahreszeit beschäftigen uns Themen wie die Endlichkeit unseres Lebens, Schuld und Tod. In der Regel werden sie als „schwere“ Themen bezeichnet. In ihnen schwingt aber auch eine Leichtigkeit. Wer weiß, dass er selbst sterblich ist, kann intensiv leben. Wer weiß, dass sich die Erde nicht nur um ihn dreht, kann über sich selbst lachen. Wer weiß, dass ihn die Schuld nicht auffressen muss, kann vergeben und erlöst leben.
Sorry, ich komme ins Predigen. Ende der Ansprache. Amen.
[Bild: Partha S. Sahana, flickr CC]
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