Zu den überraschenden Einsichten von jemandem wie mir, der gerade erst angefangen hat, sich mit Rassismus wirklich ernsthaft auseinanderzusetzen, gehört folgende Erkenntnis: Ich bin weiß. Also nicht, dass mir das beim Blick in den Spiegel noch nie aufgefallen wäre, aber um ehrlich zu sein, habe ich mich noch nie damit auseinandergesetzt, was genau das bedeutet. Warum nicht? Weil ich nicht dazu gezwungen und herausgefordert war. Schlichtweg: Weil ich zufällig Teil der Mehrheitsgesellschaft bin.

Das geht BiPoC (Black, Indigenous and People of Color) in Deutschland nun quasi täglich anders. Immer wieder ist ihre Hautfarbe Thema. Und nicht nur das – sondern sie führt zu handfesten Nachteilen und Diskriminierungen im Alltag.

Was kann der erste Schritt für mich als Weißer sein? Zu erkennen, an welchen Stellen ich, weil ich zufällig Weißer und damit Teil der Mehrheitsgesellschaft bin, im Vorteil bin und Privilegien genieße. Hier sind ein paar und wenn einer der folgenden Punkte auch auf dich zutrifft, stehen die Chancen gut, dass du selbst auch Weiße*r bist:

  • Außer meiner Friseurin fassen Menschen mir eigentlich nie unaufgefordert in die Haare.
  • Ich werde nie darauf angesprochen, wie gut mein Deutsch ist.
  • Meine Hautfarbe hat mir bei Wohnungsbesichtigungen noch nie einen Nachteil gebracht.
  • Ich werde im Zug nicht regelmäßig aufgefordert, meinen Ausweis zu zeigen.
  • Ich werde aufgrund meiner Hautfarbe nie gefragt, woher ich komme.
  • Mein Gehalt ist nicht niedriger, weil ich weiß bin.
  • Ich finde in jeder Drogerie Pflaster, die meiner Hautfarbe in etwa entsprechen.
  • Andere betonen nicht, dass ich ja auch ein Mensch sei.
  • Andere gehen nicht aufgrund meiner Hautfarbe davon aus, dass meine Intelligenz irgendwie vermindert wäre.
  • Ich werde nie dazu aufgefordert, für „alle Weißen“ zu sprechen.
  • In kann den Fernseher anschalten oder eine Zeitung aufschlagen und relativ sicher sein, dass ich Menschen meiner Hautfarbe zu Gesicht bekomme.  
  • Meine Hautfarbe war nie Grund dafür, dass ich einen Job nicht bekommen habe.
  • Wenn ich den Job bekommen habe, gehen andere nicht davon aus, dass ich ihn nur aufgrund meiner Hautfarbe bekommen habe.
  • Die Polizei hat mich noch nie aufgrund meiner Hautfarbe besonders im Blick gehabt.
  • Ich muss meine Kinder nicht darauf vorbereiten, dass sie vermutlich ihr Leben lang Nachteile durch ihre Hautfarbe haben werden.
  • Im Studium hatte ich keine Probleme, Literatur von Menschen meiner Hautfarbe in der Bibliothek zu finden.
  • Wenn ich einkaufe, muss ich mir keine Sorgen machen, wegen meiner Hautfarbe unter besonderer Beobachtung zu stehen.
  • Ich kann jederzeit mit einer Gruppe von Freund*innen zusammen sein, die meine Hautfarbe haben (wenn nicht gerade Corona ist).
  • Ich kann ziemlich sein, dass meine Nachbar*innen mich nicht wegen meines Weiß-Seins argwöhnisch beobachten.  
  • Ich konnte meinen Kindern jederzeit Spielzeug, Bücher etc. anbieten, in denen Figuren vorkommen, die ihre eigene Hautfarbe repräsentieren.
  • Ich kann z.B. deutsche Politiker*innen etc. kritisieren, ohne schräg angeguckt zu werden, wieso ich mir denn so etwas herausnehme.
  • Wenn ich verlange, mit einer Person zu sprechen, die „das Sagen“ hat, kann ich relativ sicher sein, dass diejenige/derjenige meine Hautfarbe hat.

Vielleicht hilft diese Liste, die nur ein Anfang ist, durch diesen Tag zu gehen und selbst einmal zu schauen, welche Privilegien du hast, falls du auch weiß bist.

Dieser Beitrag ist Teil einer Reihe über Rassismus. Hier findest du die anderen Beiträge:

Teil 1: Zuhören als Grundvoraussetzung
Teil 2: Doch nicht in Deutschland!
Teil 3: Geschichte ist nicht obsolet
Teil 5: Happyland
Teil 6: White fragility
Teil 7: Mikroaggressionen